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Im Interview der Lehrer und Holzhandwerker: Andreas Kalt

Andreas betreibt seinen Blog „Holzhandwerk – Andreas Kalt“ seit Anfang 2015 und will damit seine Projekte und Ideen in die große Welt des Handwerkens tragen. Lesen Sie unter anderem, wie sich die Leidenschaft entwickelte und wo er seinen Blog in Zukunft sieht.

Hallo Andreas. Bitte stelle Dich kurz vor.

Mein Name ist Andreas Kalt, ich bin Lehrer an einem Gymnasium in Baden-Württemberg. Neben dem Holzwerken lese und lerne ich gerne, bin gerne in der Natur und habe Freude daran, mein Wissen und meiner Erfahrungen online und offline mit anderen zu teilen.

Du bist Betreiber des Handwerker-Blogs "Holzhandwerk – Andreas Kalt". Wie lange ist Dein Handwerker-Blog schon online und warum hast Du ihn ins "virtuelle Leben" gerufen?

Ich betreibe diesen Blog seit Januar 2015. Als die Holzwerkerei etwas intensiver wurde, kam der Gedanke, die Ergebnisse und auch die Prozesse online zu teilen. Irgendwie ist das bei mir immer so – wenn ich etwas Neues mache, bei dem „etwas herauskommt“, dann denke ich mir meistens: Warum es nicht raus in die Welt posten und sehen, was passiert. Meist passiert nämlich Positives, man bekommt Feedback, findet Mitstreiter und kann zudem mit den anderen lernen. 

Wann hat Dich das "Bau-Fieber" gepackt? Wie entwickelte sich Deine Leidenschaft zum Holzhandwerken?

Angefangen hat alles mit einem Ferienjob in einer Schreinerei in der Verwandtschaft als ich ca. sechzehn war. Das war zunächst gar nicht so „prickelnd“, weil man natürlich erstmal Handlanger ist, die Werkstatt fegt und aufräumt etc. Ich bin aber dabei geblieben und habe dann regelmäßig in den Ferien dort gearbeitet. Mit der Zeit habe ich natürlich auch dazugelernt, bekam auch mal anspruchsvollere Aufgaben und mehr Verantwortung. Auch während des Studiums habe ich dort in den Semesterferien gearbeitet, was toll war, denn es war zu diesem Zeitpunkt schon fast wie ein richtiger Schreinerberuf für mich, der wesentlich mehr Spaß gemacht hat als an einem Fließband zu stehen, wie es manche meiner Kommilitonen taten. 

Mit dem Berufseinstieg schlief das dann ein wenig ein, denn ich hatte kaum noch Freizeit und außerdem keine Räumlichkeiten. Als wir vor einigen Jahren ein Haus kauften, war unter der Garage eine Gartenwerkstatt, die es mir nun ermöglicht, das Holzwerken in eigener Werkstatt wieder zu beleben. 

Das ist für mich ein schöner Ausgleich zur eher mentalen Arbeit als Lehrer. Dinge mit den Händen zu bauen und sie nach relativ kurzer Zeit als fertige Produkte zu sehen, ist für mich sehr zufriedenstellend und entspannend. 

Was findet man alles auf Deinem Blog und wo kommen neue Ideen her?

Man findet die ganze Vielfalt meiner Projekte: Werkstatt-Möbel wie den Restholzwagen (Aufbewahrungswagen für Holz bauen), Vorrichtungen für Maschinen wie den Querschnittschlitten, Kleinmöbel für die Wohnung wie z.B. die Ordnungskisten fürs Kinderzimmer (Flexible Spielzeugkisten selbst bauen), Spielzeuge wie die Armbrust (Spielzeug-Armbrust). Ich baue, was ich gerade brauche. Daher kommen in der Regel auch die Ideen: Aus dem Bedarf für ein Produkt oder dem Wunsch eines der Kinder nach einem bestimmten Spielzeug. 

Die konkrete Umsetzung überlege ich mir meist selbst oder ich schaue bei Instagram und Pinterest, wie andere die gleiche Herausforderung gelöst haben. 

Welches Projekt/Vorhaben ist Dir am meisten im Gedächtnis geblieben? Was hat Dich am meisten gefordert?

Vor längerer Zeit war das ein Schiebetürenschrank (Schiebetürenschrank bauen), denn er war das erste anspruchsvollere Möbel, das ich gebaut habe. Neulich waren es sechs Spielzeugkisten (Flexible Spielzeugkisten selbst bauen). Dabei habe ich gemerkt, dass es eine ganz eigene Herausforderung ist, sechs identische Stücke von etwas zu bauen im Vergleich zu nur einem. Man muss vielmehr aufpassen, dass nichts durcheinander gerät. Und da ich ja nunmal kein Profi bin und die Maschinen auch nicht alle perfekte Qualität abliefern, sind eben nicht alle Teile wirklich identisch, die es theoretisch sein sollten. So hat man dann schon die ein oder andere Herausforderung, alles passend zu bekommen. 

Generell kostet es mich viel Kraft, dass ich meist nur wenige Stunden am Stück für die Werkstatt habe. Ich arbeite Vollzeit, habe Freude an meinem Beruf und versuche ihn mit Engagement auszufüllen. Außerdem habe ich auch Familie. Daher bleiben meist nur kurze Phasen: Mal hier eine Stunde, mal da ein Vormittag am Wochenende. Da fällt es mir oft schwer, zügig wieder in das Projekt hineinzufinden, wenn es schon eine Woche her ist, seit ich zuletzt daran gearbeitet habe. 

Mit welchen Maschinen/Werkzeugen arbeitest Du privat am liebsten? Welches Akkuschrauber-Modell kannst Du eventuell weiterempfehlen?

Ich habe keine expliziten Lieblingsmaschinen. Mein „Haupt-Akkuschrauber“ ist ein DeWalt, mit dem ich sehr zufrieden bin. Den habe ich als eine meiner ersten Maschinen gekauft und der hat mich seither treu begleitet – wenn ich so darüber schreibe. Wahrscheinlich habe ich doch eine Lieblingsmschine ;-). 

Allerdings würde ich heute bei der Anschaffung mehr darauf achten, welche weiteren Geräte es von einem Hersteller gibt und dann bei einer Serie von Akkugeräten bleiben. Der DeWalt ist mein einziges Gerät von diesem Hersteller, was ungeschickt ist, da man dann viele Ladegeräte und verschiedene Akkutypen rumliegen hat. 

Wo siehst Du Dich und Deinen Blog in 5 bis 10 Jahren?

Fünf Jahre sind eine lange Zeit, da kann viel passieren – zehn Jahre erst recht. Generell ist meine Werkstatt noch im Aufbau: Es fehlt noch Arbeitsfläche, Stauraum, die Strom- und Lichtversorgung ist noch nicht optimal. Das sind alles Aspekte, an denen ich gerne arbeiten möchte. 

Ansonsten wünsche ich mir, dass ich neben dem Beruf immer genügend Zeit finden werde, regelmäßig Dinge aus Holz zu bauen. Und dass ich stetig dazu lernen kann, so dass die Projekte nach und nach auch anspruchsvoller werden können. Ich möchte in Zukunft gerne mehr mit Massivholz und klassischen Holzverbindungen arbeiten, aber dafür bin ich noch nicht gut genug. 

Beim Durchstöbern Deines Blogs ist mir Deine Youtube-Aktivität aufgefallen! Warum sind Deine Videos in englischer Sprache und nicht auf deutsch?

Ich bin ja Englischlehrer. Als ich mit den Videos auf Englisch anfing, hatte ich gerade mehrere Schuljahre lang keine Englisch-Klasse gehabt und war daher ziemlich aus der Übung. Das Sprechen in der Fremdsprache fehlte mir und da kam mir die Idee, dass ich ja die Videos als Sprechanlass nutzen könnte. 

Außerdem spreche ich sehr gern Englisch und muss auch sagen, dass ich mich auf Englisch vor der Kamera wohler fühle als auf Deutsch – warum auch immer. Und natürlich hat es seinen eigenen Reiz, eine globale Zielgruppe anzusprechen und sich mit einer weltweiten Community auszutauschen, was inzwischen auch tatsächlich der Fall ist.

Wie schaffst Du es, neben Deiner Berufung als Lehrer, so viel Schaffenskraft in Deine Projekte zu stecken?

Es kostet in der Tat oft viel Kraft, aber die Freude über ein fertiggestelltes Projekt ist so groß und macht so zufrieden, dass es die Mühe davor immer wert ist. 

Kannst Du unseren Lesern/Besuchern Tipps rund um das Thema Handwerken mit auf den Weg geben?

Aus meiner Sicht tut es jedem gut, regelmäßig Dinge mit den eigenen Händen herzustellen. Der Werkstoff muss ja auch nicht zwingend Holz sein. Es macht zufrieden und gibt einem ein Gefühl von Kontrolle und Gestaltungskraft. Es wird mit der Zeit zu einer grundlegenden Betrachtungsweise der Welt: Man nimmt nicht mehr hin, dass es Dinge gibt, die nicht so sind, wie man sie gerne hätte. Man denkt: „Das kann ich selbst besser bauen.“ oder „Dieses Ding kann ich an meine Bedürfnisse anpassen.“ Das ist erlebte Selbstwirksamkeit und macht zufrieden. 

Wenn man anfangen will, sollte man meines Erachtens mit kleinen Projekten beginnen und nicht gleich eine Menge Geld für Maschinen ausgeben. Es gibt z.B. ein schönes Buch von Vic Tesolin: Einfach Holzwerken! Da werden Projekte gezeigt, die man mit wenigen Handwerkzeugen umsetzen kann. Das muss also erstmal gar nicht teuer sein. 

Schließlich ist es wichtig, dass man zumindest grundlegende Sicherheitsvorkehrungen einhält. Wenn man mit Handwerkzeugen beginnt, kann in der Regel auch nicht so viel schief gehen, als wenn man gleich eine Kreissäge hernimmt. 

Vielen Dank für das Interview Andreas. Wir bedanken uns für Deine ausführlichen Antworten, wünschen Dir alles Gute und dass Dein Blog viele Besucher erhält!